Restauration

Was passiert mit Harvey?

Nachdem unser Goldschatz für genau eine Woche und einige schöne Touren bei uns zu Hause war, ist er jetzt erstmal auf der Schönheitsfarm.
Wir haben Harvey ja mehr oder weniger direkt aus den USA bekommen. Wer Autos von dort kennt weiß: Die Amis bauen gerne mal Autos, die oberflächlich gut aussehen, darunter aber mit wenig Liebe restauriert sind. Zumindest in Ansätzen ist das auch bei unserem Harvey der Fall. Das wollen wir natürlich beheben.
Technisch ist erstmal alles ziemlich ok. Motor, Getriebe, Elektrik funktioniert alles tadellos. Das haben auch die 210km Weg in die Werkstatt zu unserem Freund Ingo bewiesen. Keinerlei Probleme.
Trotzdem gibt es eine sehr lange to-do-Liste. Neben dem kompletten Innenausbau in weißem Leder und all der Technik, die für die Photo- und Videobooth verbaut werden muss, wollen wir auch die Fahrzeugtechnik auf hiesigen Standard bringen und einiges daran verbessern. Der TÜV hat zwar sein Ok gegeben, besser geht ja trotzdem immer.
Wir hatten eigentlich vor, auch den Lack zu erneuern. Aber irgendwie können wir uns nicht richtig dazu durchringen, da wir ja der Geschichte unseres Harvey gerecht werden wollen. Deswegen werden wir nur Teile neu gestalten und versuchen unser Design mit dem aktuellen zu einem harmonischen Bild verschmelzen zu lassen.
Bei der Gestaltung des Logos half uns unser guter Freund Flo (Instagram: @caliorama) aus L.A.
Der große Schriftzug wird mit Blattgold und der kleinere von Hand mit Pinsel aufgetragen. Gemacht wird das in Flos alter Heimat Köln. So schließt sich der Kreis.

Auf der Suche nach dem Photo Van

Nachdem wir beschlossen haben uns dem Projekt Photo Van zu widmen, muss das richtige Fahrzeug gefunden werden. Von vorne herein ist klar, es muss ein alter Ami sein. Der erste Gedanke geht in Richtung Ende der 40er Jahre. Ein Chevy Suburban oder ähnliches. Ein alter Ford oder Dodge.

Ich aktiviere alle Kontakte, die ich in 30 Jahren als US-Car Fan gesammelt habe, und diverse Freunde machen sich in den USA, Skandinavien und England auf die Suche. Leider wird schnell deutlich, die Vorgaben seitlicher Einstieg und keine Fenster im hinteren Bereich, die wir dringend einhalten müssen, machen die Sache enorm schwer. In den 40er und 50er Jahren wurden die Autos fast nur mit einer Tür hinten gebaut. Die Auswahl beschränkt sich schnell auf drei Modelle aus den 60er Jahren: Den Chevy Van, den man aus Scooby Doo kennt, der uns aber nicht gefällt, den Dodge A-100 von dem es sehr wenige gibt, und den Ford Econoline der ersten Generation, der aber ohne hintere Fenster sehr selten ist.
Ich sitze Tag und Nacht am Rechner und durchsuche das Internet. Mein erster Treffer nach weniger als einer Minute Suche: Harvey. Ich weiß sofort, das ist er! Leider ist das Auto komplett über unserem Budget, also suche ich erstmal weiter. Nachdem aber auch sonst niemand ein passendes Auto findet, kontaktiere ich Gege, den Verkäufer von Harvey. Der hatte Harvey 6 Wochen vorher spontan morgens um 5 Uhr am Telefon in den USA gekauft. Gege handelt sonst nur mit 100% originalen Oldtimern und ist gelinde gesagt mit dem Style von Harvey ein wenig "überfordert". In der Anzeige waren nur wenige, schlechte Bilder. Nach unserem ersten Gespräch schickt mir Gege unter anderem diese Fotos:

Da war sofort klar: Für uns kann es gar kein anderes Auto geben. Die Basis ist für unser Vorhaben perfekt: Ein sehr charakteristisches Äußeres und innen, bis auf die sehr seltenen Sitze und Sitzbank aus einem 1965er Ford Thunderbird, leer. Der riesige seitliche Einstieg - genau das brauchen wir!

Nachdem Gege hört, wie Enthusiastisch wir sind, passt er tatsächlich seine Preisvorstellung an unser Budget an. Manchmal ist es so, dass man einfach geile Leute trifft, denen Passion wichtiger ist als Geld.
Schnell ist die Sache klar und Harvey gehört uns. Soweit wir wissen ist Harvey der einzige Ford Econoline Panel in Europa. Als Gege uns den Harvey kurze Zeit später liefert wird deutlich: Er trennt sich nicht leicht von ihm. Und wir merken schnell warum: Die komplette Nachbarschaft läuft auf der Strasse zusammen, um den eckigen Goldklumpen auf dem Anhänger zu bewundern. Diejenigen, die das Gespann nicht gesehen haben, kommen spätestens zu dem Zeitpunkt aus der Tür, als Harvey angelassen wird. Gege erzählt, dass er noch nie so viel Aufmerksamkeit bekommen hat, wie mit Harvey. Und der macht das schon ein paar Jahre.
Die selbe Gänsehaut wie in dem Moment, in dem Harvey vom Anhänger rollt,  habe ich seitdem jedes Mal, wenn ich den Zündschlüssel drehe. Harvey hat zu seinem 50. Geburtstag ein neues, sehr liebevolles Zuhause bei uns gefunden. Und wir haben eine großartige neue Aufgabe, auf die wir uns sehr freuen.